Änderungen, Auswirkungen, Übergangsfrist
Die Uhr für die Umstellung auf die DIN EN ISO 9001:2015 läuft. Stichtag ist der 14. September 2018. Dann verlieren alle Zertifikate ihre Gültigkeit. Doch was kommt an Änderungen auf Sie zu?
Generell möchte die Norm:
- Verantwortung bewusster machen
- Risikobasiertes Denken fördern
- Formal vereinfachen
- Sachlich konkretisieren
- Struktur vereinheitlichen
Dafür wurde die bisherige Struktur in eine High-Level-Struktur überführt. Damit folgen zukünftig alle Management Normen wie ISO 9001, ISO 14001, ISO 30301, etc. einem einheitlichen Aufbau.
Dieser gliedert sich in zehn Kapitel:
1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe
4. Kontext der Organisation
5. Führung
6. Planung
7. Unterstützung
8. Betrieb
9. Bewertung der Leistung
10. Verbesserung
ISO 9001: 2008 | ISO 9001: 2015 |
01 Anwendungsbereich | 01 Anwendungsbereich |
02 Normative Verweisungen | 02 Normative Verweisungen |
03 Begriffe | 03 Begriffe |
04 Qualitätsmanagement | 04 Kontext der Organisation |
05 Verantwortung der Leitung | 05 Führung |
06 Management der Ressourcen | 06 Planung |
07 Produktrealisierung | 07 Unterstützung |
08 Messung, Analyse und Verbesserung | 08 Betrieb |
09 Bewertung der Leistung | |
10 Verbesserung |
Auch Begrifflichkeiten wurden neu definiert:
ISO 9001: 2008 | ISO 9001: 2015 |
Produkte | Produkte und Dienstleistungen |
Ausschlüsse | Nicht verwendet |
Dokumentation, Qualitätsmanagement-handbuch, dokumentierte Verfahren,Aufzeichnungen |
Dokumentierte Information |
Arbeitsumgebung | Prozessumgebung |
Ressourcen zur Überwachung und Messung | Ressourcen zur Überwachung und Messung |
Beschafftes Produkt | Extern bereitgestellte Produkte und Dienstleistungen |
Lieferant | Externer Anbieter |
Im Vergleich zur ISO 9001:2008 gibt es folgende wichtige inhaltlichen Änderungen:
Strategische Ausrichtung der Organisation
Das Qualitätsmanagementsystem muss in die strategische Ausrichtung der Organisation eingebunden werden. Das bedeutet, dass Qualitätsziele und Qualitätspolitik dazu passen. Das Unternehmen hat nun potentielle Einflussfaktoren (intern und extern) zu identifizieren und relevante Einflussfaktoren auszuwählen. Das sind beispielsweise gesetzliche oder technische oder auch soziale Faktoren. Auch gilt es bedeutende Trends zu dokumentieren und auszuwerten. Das bedeutet, das Umfeld fortwährend zu beobachten.
Erweiterung der Zielgruppe
Der Kundenbegriff erweitert sich auf interessierte Parteien. Das sind beispielsweise Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Kooperationspartner oder Kostenträger. Zudem rücken deren Anforderungen stärker in den Vordergrund.
Prozessmanagement
Einen deutlich höheren Stellenwert erhalten Prozess- und Risikomanagement, sowie das unternehmensinterne Wissensmanagement.
Werden Prozesse festgelegt, wird auch vorab bestimmt:
- Erwarteter Ergebnisse der Prozesse
- Leistungsindikatoren zur Prozesslenkung
- Verantwortungen und Befugnisse
- Risiken, die einen Einfluss auf Zielerreichung haben
Verteilung der Verantwortlichkeiten
Neu ist, dass die oberste Leitung stärker in die Verpflichtung genommen wird.
Das bedeutet:
- Verantwortung für die Wirksamkeit und die Leistungsfähigkeit des QM-Systems
- Andere Führungskräfte in ihrer Führungsrolle für das QM-System stärken
- Mitarbeiter sollen so eingesetzt, angeleitet und unterstützt werden, dass sie zur Wirksamkeit des QMS beitragen können
Eine/n QMB (Qualitätsmanagementbeauftragter) muss es in der bekannten Form nicht mehr geben.
Risikomanagement
Neu aufgenommen, ist auch das Risikomanagement. So sollen Risiken und Chancen systematisch erarbeitet werden.
Die einzelnen Schritte bestehen aus
Risiken und Chancen:
- Identifizieren
- Analysieren
- Bewerten
- Gegenmaßnahmen
- Planen
- Umsetzen
- Wirksamkeit kontrollieren
Wissensmanagement
Ebenfalls neu ist systematischer Umgang mit Wissen. Dazu zählt:
- Wissen festhalten
- Wissen aufrechterhalten
- Wissen für alle Mitarbeiter zur Verfügung stellen
Die neue ISO 9001 macht allerdings keine Angaben dazu, wie das Wissensmanagement umgesetzt werden soll. Die Unternehmen sollen ihr eigenes, individuell passende Wissensmanagement aufbauen.
Organisationswissen basiert auf internen Quellen, z. B.
- geistiges Eigentum
- gesammeltes Erfahrungswissen
- Erkenntnisse aus erfolgreichen Projekten und Fehlern
- Ergebnisse aus Verbesserungen von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
und externen Quellen, z. B.
- Normen
- Hochschulen
- Konferenzen
- Wissenserwerb durch Kunden
Dokumentation
Ein ausgedrucktes QM-Handbuch nicht mehr explizit gefordert. Die Norm passt sich der modernen EDV-basierten Arbeitsweise an. Unterschieden wird auch nicht mehr zwischen Dokumenten und Aufzeichnungen. Sie werden alle unter dem Sammelbegriff: dokumentierten Informationen zusammengefasst.
Fazit
- Anforderungen an die oberste Leitung und an die Qualitätsverantwortlichen steigen
- Mehr Flexibilität bei der Umsetzung des QM-Systems
- Qualitätsverantwortliche können die Revision nutzen, um bestehende QM-Systeme weiterzuentwickeln und bestehende Strukturen zu hinterfragen
- Weg zu einem praxisnahen und erlebbaren Managementsystem